Ihr süßen Seelen.
Seht ihr nicht das Unwetter, in das ihr euch begebt? Seht ihr nicht das Ungeheuer, dass eure Seelen einnimmt und das euch nichts als Chaos bringt? Das Ungeheuer, dass euer Herz genommen hat und eure Köpfe verwirrt?
“Mein Bruder, wenn du eine Tugend hast, und es deine Tugend ist, so hast du sie mit Niemandem gemeinsam.”
Wo seid ihr denn, ihr Geister? Habt ihr den Geist nun vollständig aufgegeben? Sind dies wohlmöglich nur Worte, gar Floskeln, in deinem kleine Ohr, das keinen Zugang zum Herzen mehr findet? Spricht es denn gar nicht zu dir? Fragst du dich nicht manchmal nach deiner Seele? Wie oft wurde doch davon gesprochen… war es gar zu oft, das ihr heute nicht mehr an sie denken möget? Was ist sie denn, dieses unschuldige Wesen, das in euch lebt und ihr doch nicht annehmen oder verstehen wollt?
“Besser thätest du, zu sagen: ‘unaussprechbar ist und namenlos, was meiner Seele Qual und Süsse macht und auch noch der Hunger meiner Eingeweide ist.’ Deine Tugend sei zu hoch für die Vertraulichkeit der Namen: und musst du von ihr reden, so schäme dich nicht, von ihr zu stammeln.”
So stehen wir hier, die Kriege wurden geführt und sie wurden verloren für alle, die daran teilnahmen. Die Sieger brachten kranke Männer nach Hause und die Verlierer ebenfalls. Die Verbrecher wurden sogleich internationale Staatsmänner und verbreiten weiter ihr Unheil. Wer hat denn gesiegt und wer verloren? Hast du mehr Wut als Liebe in dir, so sage ich, bist du der Verlierer, denn das einzig wahre, das universale, hat keinen Platz in einem mit Hass und Angst gefüllten Herzen. Liebe, das hat der Gewinner und Liebe braucht die Menschheit.
“Hinter deinen Gedanken und Gefühlen, mein Bruder, steht ein mächtiger Gebieter, ein unbekannter Weiser – der heisst Selbst. In deinem Leib wohnt er, dein Leib ist er.”
Erlaubst du dir hier und dort, ein paar wenige Stunden der Einsamkeit? Schaffst du es, deine Technik beiseite zu legen und mit dir alleine zu sein? Was kommt dann? Ist da etwas, das zu dir spricht in diesen einsamen Stunden, oder weißt du es nicht, weil du es den Zugang verbietest?
Friedrich sprach zu uns und sagt es selbst: “Fliehe, mein Freund, in deine Einsamkeit: ich sehe dich von giftigen Fliegen zerstochen.” Nichts hat sich daran geändert. Nichts. All die Wissenschaft und tolles Gerede hat uns nichts als die Zerstörung unserer Mutter Erde gebracht. Und nun schreien sie alle aus ihren moralischen Hälsen, dass sich die Mutter doch erholen möge, aber zuhören und ihre Gesetze befolgen, wollen wir nicht. So haben wir also alles verdient was ist, denn das Muttergesetz der Liebe hört nicht auf Angst und Zweifel, dass dir das Herz zerreißt.
“Muthig, unbekümmert, spöttisch, gewaltthätig – so will uns die Weisheit: sie ist ein Weib und liebt immer nur einen Kriegsmann.”
Nein, ihr tanzt um goldene Ziegenböcke und hetzt den Träumen nach, die sie euch vorgespielt haben. Nicht einmal mit Ameisen kann man euch vergleichen, denn ihr habt keinen natürlichen Fleiß übrig für eure Königin, eure Mutter, die Erde. Fleiß habt ihr nur für die Hexe, die ihr nicht seht und die nichts mit unserer Mutter zu tun hat, sondern eifrig dabei ist, sie zu zerstören. Das Ende siehst auch du. Das etwas nicht ganz stimmt spürst auch du. Aber ändern, das Problem auch in dir sehen, das willst du nicht. Nein, du willst deine Verantwortung abgeben. Zu stolz bist du und zu bequem. Vergessen hast du, dass unsere Mutter uns zur Kreation anleiten möchte und nicht zur Sklaverei.
Die Hexe jedoch, der du folgst, sie sitzt wie schlamm auf ihrem Throne und ihr Thron auf Schlamm. Siehst du es nicht? Friedrich hat es doch gesagt; wahrlich, ihr glaubt nur an Götter, die grossen Lärm in der Welt machen. Nur euren fünf Sinnen vertraut ihr – Liebe und Freiheit hat da keinen Platz mehr. “Bildung nennen sie ihren Diebstahl – und Alles wird Ihnen zu Krankheit und Ungemach.” Es wurde doch schon gesagt, “der Staat lügt in allen Zungen des Guten und Bösen; und was er auch redet, er lügt – und was er auch hat, gestohlen hat er’s.” Und doch geben die fleißigen ihr jeden Tag noch ein Stückchen mehr Macht. Friedrich war so klug hat die Wahrheit gesprochen: “Wir werden am schlimmsten von unsichtbaren Händen gebogen und gequält.”
Wie könnt ihr denn neunzig Jahre nach diesem großen Unrecht nun wieder an der gleichen Stelle stehen und euch aufs neue falschen Göttern vor die Füße werfen? Nicht einmal hundert Jahre ist es her, dass du in Scham versunken bist und nun verwirft dein Verstand wieder all deine dir gottgegebene Moral und hetzt diesen neuen Göttern hinterher, die sich deiner selbst übermannt haben.
“Euren höchsten Gedanken sollt ihr euch von mir befehlen lassen – und er lautet: der Mensch ist Etwas das überwinden werden soll.”
Ach, ihr süßen Menschen, geht doch dem Lärm und dem schlechten Geruch aus dem Weg. Verschone deine Augen vor den schlechten Bildern. Nimm dir doch deine Zeit und denke alles durch. Weißt du denn nicht, da ist nicht nur eine Stimme ist in deinem Kopf! Lass die gute Stimme lauter werden und unterdrücke deinen bösen Geist, der dich immer wieder zweifeln lässt. Lass die Zweifel sein. Du bist das Ebenbild, du bist das einzigartige, in dir liegt das wunderbare und dieser Geist braucht dich.
“Bei meiner Liebe und Hoffnung beschwöre ich dich: wirf den Helden in deiner Seele nicht weg! Halte heilig deine höchste Hoffnung! – Also sprach Zarathustra.”